Wir leben in einer Welt, in der das Prinzip „höher, schneller, weiter“ als unausweichlich gilt. Die besten Jobs, die meisten Follower, der größte Gewinn – doch was ist eigentlich fair? Und wo bleibt dabei die Balance?
Die Sehnsucht nach Gleichgewicht
In meiner Arbeit als systemischer Coach begegnen mir immer wieder Menschen, die sich danach sehnen, dass ihr Leben „gerechter“ wird. Sie haben das Gefühl, sie geben alles – im Job, in der Familie, in der Partnerschaft – und am Ende bleibt für sie selbst nichts übrig.
Sie fragen: „Wo bleibt mein fairer Anteil?“
Fairness scheint ein universelles Bedürfnis zu sein. Aber wer definiert, was fair ist? Und vor allem: Was ist fair für dich?
Fairness beginnt im Inneren
Wenn wir über Fairness sprechen, denken wir oft zuerst an äußere Umstände. An Arbeitsverträge, Rollenverteilungen, oder gar an die großen gesellschaftlichen Fragen von Gerechtigkeit.
Doch wahre Fairness beginnt nicht da draußen, sondern hier drinnen – bei uns selbst.
Wie oft erlauben wir uns nicht, etwas für uns selbst einzufordern, aus Angst, egoistisch zu wirken? Wie oft machen wir uns kleiner, um andere nicht zu enttäuschen?
"„Fair Share“ bedeutet nicht, dass alle gleich viel bekommen – sondern dass jeder das bekommt, was gebraucht wird."
John Rawls
Teilen = Loslassen?
Hier kommt die Frage, die manche unbequem finden:
Was wäre, wenn Fairness nicht in der Balance von „nehmen und geben“ liegt, sondern im Loslassen?
Ja, Loslassen.
Loslassen von Erwartungen.
Loslassen von Vergleichen.
Loslassen von der Idee, dass Gerechtigkeit immer messbar sein muss.
Wer teilt – sei es Zeit, Ressourcen oder Aufmerksamkeit – öffnet Räume.
Räume für Dialog, Entwicklung, und vielleicht sogar für Heilung.
Aber dafür braucht es Mut. Den Mut, klar zu sagen, was man selbst braucht, und gleichzeitig zu erkennen, wo man großzügig sein kann.
Fairness in einer vernetzten Welt
Im globalen Kontext bedeutet „Fair Share“ immer häufiger, Verantwortung zu übernehmen. Der ökologische Fußabdruck, soziale Gerechtigkeit, Diversität – alles Themen, die uns nicht nur individuell, sondern als Gesellschaft herausfordern.
Aber bevor wir die großen Themen angehen, lohnt sich ein Blick auf unser eigenes Netzwerk:
- Wo gebe ich, ohne mich zu überfordern?
- Wo nehme ich, ohne schlechtes Gewissen?
- Und wie gestalte ich Beziehungen, die nachhaltig und fair sind?
Eine Übung: Dein persönlicher „Fairness-Check“
Wenn du das Gefühl hast, aus dem Gleichgewicht geraten zu sein, lade ich dich zu einer kleinen Reflexion ein:
- Was brauche ich gerade wirklich? (Zeit, Ruhe, Unterstützung, Inspiration?)
- Was kann ich geben? (Und wo sind meine Grenzen?)
- Wer oder was in meinem Leben fühlt sich gerade „ungerecht“ an?
Notiere dir deine Gedanken – und frage dich: Was wäre ein erster, mutiger Schritt zu mehr Fairness für dich selbst?
Fair Share als Lebenshaltung
Fairness ist kein Zustand, den wir erreichen können. Es ist eine Haltung, die wir kultivieren müssen – jeden Tag neu. Und sie beginnt immer bei uns selbst.
Was ist dein „Fair Share“?
Ich freue mich, wenn du deine Gedanken dazu mit mir teilst – im echten Gespräch oder in den Kommentaren.
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Frank (Montag, 16 Dezember 2024 15:40)
Spannendes Thema.
Danke für die Impulse.
Nicole Patzelt Coaching (Dienstag, 17 Dezember 2024 07:30)
Vielen Dank für das positive Feedback!
Es freut mich, dass der Beitrag inspirierend für dich war, Frank!